Samstag, 18.12.2010:
Thomas ist um 05:30 Uhr aufgewacht. Die Aufregung! Ein leicht verschneiter Morgen erwartet uns und wir frühstücken gemütlich mit Brötchen und Eiern. Haben wir auch an alles gedacht, nichts vergessen, alles eingepackt, fragen wir uns zum wiederholten Male.
Wir packen die letzten Sachen ins Auto und fahren gegen 9 Uhr los. Ein komisches Gefühl, unser Haus für über 3 Wochen zu verlassen. Auf den Straßen in Hamburg ist wenig los und wir kommen trotz des Schnees gut voran. Eine herrliche Winterlandschaft mit vereisten Bäumen liegt längsseits der Autobahn und Judith versucht sich mit einigen Fotos, auf denen aber mehr von der Autobahn als von den vereisten Bäumen zu sehen ist.


Zwischen Kolding und Aarhus, während Judith auf Ihren Ipad beim Spiel Beyond Ynth in der Lavawelt mit einem Marienkäfer Diamanten sammelt, begrüßt uns die herrlich verschneite Dänische Landschaft mit strahlendem Sonnenschein. Kaum wechselt Judith beim Spiel in die Eiswelt, fängt ein Schneetreiben an.
Wir machen eine kurze Rast und essen traditionell unsere ersten Hotdogs. Vor Aalborg wird das Schneetreiben dichter und wir entscheiden uns, bis nach Hjørring weiterzufahren. Wir kommen gegen 14 Uhr an, bummeln ein bisschen durch die Stadt, essen Œbleskiver und trinken einen heißen Kakao bei einer kleinen Bude auf dem Marktplatz. Eine Weihnachtskapelle spielt und zieht durch die verschneite Stadt.


Gegen 15:30 Uhr sind wir bei unserer Bed & Breakfast Unterkunft in Bjergby angekommen und ruhen uns etwas aus. Draußen schneit es weiterhin sacht vor sich hin.
Am Abend fahren wir nach Hirtshals und essen im Restaurant/Café Lilleheden Chili con carne und Penne Carbonara. Judith trinkt ein Jule Ale und Thomas einen heißen Kakao mit Softeis. Es ist viel los und eine Color Line Fähre legt an. Bei Schneetreiben und Verwehungen erreichen wir wieder unsere Unterkunft und hoffen, dass das Wetter morgen nicht zu stürmisch oder schneereich wird.

Sonntag, 19.12.2010:
Wir sind abermals viel zu früh aufgestanden und frühstücken gemütlich in der kleinen Stube am liebevoll gedeckten Frühstückstisch. Alles hausgemacht und ökologisch, dazu noch eine kleine Mandarine auf einem Royal Copenhagen Tellerchen (mit dem typisch blauen Muster). Draußen liegt hoch Schnee, Birgitte hat schon den Kaminofen angemacht und das Feuer prasselt und wärmt. Wir sind erleichtert, als wir die Schneepflüge vorbeifahren hören, die im Übrigen in Dänemark – zumindest verglichen mit Hamburg – auch am frühen Sonntagmorgen eifrig ihren Dienst tun, so dass wir trotz des heftigen Schneefalls auf der Straße vorankommen.

So kommt es, dass wir schon um 8:30 Uhr vor den noch verschlossenen Toren der Colorline stehen (unsere Fähre soll ja auch erst um 12:15 fahren). Wir müssen uns also noch die Zeit vertreiben und fahren zum Leuchtturm von Hirtshals und stapfen durch den Schnee zur Küste. Anschließend trinken wir noch einen Kakao, abermals im Café Lilleheden zum Aufwärmen.

Bei der Fähre warten schon einige Autos und wir stellen uns in die Reihe an, lesen etwas, lassen wieder den Motor an, da es sehr schnell sehr kalt wird. Die Überfahrt ist recht stürmisch und das Schiff ächzt mit jedem Wellental. Im Boardrestaurant finden wir wenig Schmackhaftes, Judith isst ein Stück Pizza, Thomas zwei Baguettes.



Um 15:30 Uhr kommen wir in Kristiansand an und uns steht eine lange Autofahrt im Schneetreiben bevor. Es sind -8° Grad und der Schnee ist trocken, beinahe staubig auf der Straße. Unser Navigationsgerät warnt uns laufend vor Blitzkästen und die Norweger schleichen zu Thomas Missfallen auf der Straße meistens mit ca. 10-20 h/km weniger als eigentlich erlaubt ist – wir sind uns nicht sicher, ob es am Wetter oder am generellen Fahrtemperament der Norweger liegt. Nach gut der zwei Dritteln der Fahrt, löst Judith Thomas am Steuer ab. Wir machen noch eine kleine Rast bei einem Autobahnrestaurant, das Essen dort ist nicht weiter erwähnenswert. Wir kommen schließlich gegen halb Neun in Oslo beim Hotel Clarion Royal Christiania an. Dort bringen wir schnell unsere Koffer auf das Zimmer und fahren dann weiter zum Flughafen von Oslo, ca. 36 km entfernt, um dort im Parkhaus unser Auto für die nächsten 10 Tage gut zu parken, d.h. vor allem günstiger als in den Parkhäusern in Oslo selbst, denn dort sind die Preise wirklich horrend, ca. 45 € pro Tag. Wir hatten das Parkhaus am Flughafen mit Kreditkarte im Internet reserviert und erst beim zweiten Parkversuch – beim ersten Mal hatte Judith die Kreditkarte verkehrt herum reingesteckt – gelingt es uns, zu parken. Das heißt, wir hatten erst eine normale Parkkarte gezogen, sind dann aber wieder herausgefahren und nochmals reingefahren … naja, weiter wollen wir die Geschichte mal nicht detaillieren.

Kurz vor Mitternacht sind wir endlich im Hotel und fallen nur noch müde in die Betten.
Montag, 20.12.2010:
Man merkt die nördliche Lage von Oslo, es wird erst morgens so gegen 9 Uhr allmählich hell. Das Hotel ist ganz in Ordnung, den gehobenen Standard jedoch nicht wirklich gerecht (wir haben nur Handtücher für eine Person im Bad trotz Doppelzimmer und die Sauberkeit lässt auch etwas zu wünschen übrig). Es gibt aber schicke Glasaufzüge in einem Atrium und wir haben von der 12. Etage aus einen herrlichen Blick über Oslo.
Wir frühstücken gemütlich.
Das Wetter erfreut uns, es ist trocken, die Sonne, die niedrig am Horizont steht, blitzt ab und zu hervor. Genau das richtige für unsere Bahnfahrt über die Berge nach Bergen.

Um 10:31 Uhr geht der Zug auf Gleis 3 los. Wir haben zwei Sitzplätze in der Comfort-Class und einen kleinen Tisch. Im Zug sind nur Norweger auf den Sitzen um uns herum, keine Touristen sind zu sehen. Es ist ein Lokalzug, der an sehr vielen Stationen hält. Wir fahren durch schneebedeckte Landschaften mit kristallin überzogenen Bäumen, Fjorde und Seen, die größtenteils nur weiß bedeckte Flächen sind. Die Tannen sind ganz weihnachtlich romantisch mit weißen Schneehauben versehen und ab und zu blitzt die tief stehende Sonne durch den Hochnebel. Kleine Holzhäuser in vielen Farben, meisten rot, weiß oder gelb sind ebenfalls mit Schneehauben bedeckt und aus manchen Schornsteinen steigt der Rauch.





Judith versucht aus dem Zugfenster Fotos zu schießen, immer in Bemühung, nicht gerade einen der Strompfähle oder einen großen Baum im Bild zu haben, die die Bahnstrecke säumen. Thomas steigt bei manchen Bahnsteigen aus und macht ein Foto vom Bahnhof und dem Zug.





Je höher wir kommen, desto blauer wird der Himmel und der Schnee glänzt. In Geilo sehen wir Skilifte, herrliche Pisten und stellen uns vor, wie traumhaft jetzt eine Abfahrt sein müsste.
Allmählich wird es zwielichtig, die Landschaft wirkt blau durchzogen und die Bäume werden zu dunklen Schatten. Es geht durch viele Tunnel und wir blicken in tief verschneite Täler. Die Dämmerung bricht ein und wir warten sehnsüchtig darauf, endlich nach Bergen zu kommen. So schön die Zugfahrt war, 7 Stunden werden irgendwann dann doch recht lang und inzwischen dösen wir vor uns hin.
Um kurz vor 18 Uhr in Bergen angekommen, nehmen wir ein Taxi in unser Clarion Hotel Admiral Bergen.

Wir packen die Sachen in unser Zimmer und gehen los, um essen zu gehen. Das Restaurant, das im Reiseführer empfohlen wurde, gibt es leider nicht mehr. Und so laufen wir durch das abendliche Bergen. Wir finden schließlich in Hafennähe beim Fischmarkt, Bryggen, ein sehr hübsches Restaurant namens Cornelia. Zwar nicht das günstigste, aber das Problem werden wir hier in Norwegen sicher noch häufiger haben, aber dafür mit einer sehr guten Küche.



Wir genießen unser erstes Elch- und Renntierfilet, das Elchfilet (elgfilet) in einer Rotweinsauce mit Pilzen, das Renntier (reinsdyrfilet) in einer Pilzsauce mit in Honig glasierten Apfelschnitten. Beide Filets extrem zart und unglaublich lecker, aber es hätte aber eigentlich die doppelte Portion sein können. Und Thomas ist froh noch vorab ausreichend Brot mit einer Olivenbutter gegessen zu haben.

Nach einem weiteren Spaziergang den Bryggen hinauf zu Håkonshallen geht es schließlich durchfroren wieder ins Hotel zurück. Wobei hier in Bergen es nur ca. -4° Grad sind, aber mit einer eher feuchten Kälte.
Dienstag, 21.12.2010:
Ein Blick aus dem Fenster des Hotels Admirals zeigt Bergen im Schneegestöber.


Das Frühstück überrascht uns mit diversen Lachssorten – geräuchertem Lachs sowie ein besonders mild in Himbeeren gebeizter Lachs. Dazu eine reiche Auswahl am Buffet, das uns deutlich mehr überzeugt, als das im Clarion Hotel in Oslo. Wir bringen unsere Koffer in einen Aufbewahrungsraum und machen uns auf den Weg, Bergen zu erkunden.
Als erstes werden wir von einem Quilt-/Patchworkladen aufgehalten. Thomas macht diverse Fotos für Erika, die sie als Anregung für ihre schönen Patchworkarbeiten verwenden könnte und wir suchen im Laden nach einem kleinen Mitbringsel für sie. Wir entscheiden uns für zwei Musterschnitte für Patchworkläufer und lassen uns noch einen Umschlag geben, weil wir ihr diese schon vorab per Post senden möchten.

Draußen schneit es inzwischen immer heftiger und Bergen wird in eine weiße Schneeschicht eingehüllt. Wir gehen über den Fischmarkt, der vermutlich zu dieser Jahreszeit eher klein gehalten ist und gehen dann wieder Richtung Håkonshallen. Ein Julehuset mit hübschen Weihnachtsachen wird angeguckt, wir laufen an den alten Holzhäusern in Bryggen entlang. Håkonshallen ist leider geschlossen, aber wir haben einen schönen Blick zum Hafen und stapfen durch den Schnee um die alten Gemäuer.





Inzwischen hat es aufgehört zu schneien und wir beschließen mit der Fløibanen auf den Berg Fløyen hinaufzufahren. Es ist eine Standseilbahn, die aus zwei Wagen besteht, welche jeweils abwechselnd hoch und herunterfahren und sich durch die Schwerkraft dabei unterstützen. Judith filmt beim Hochfahren mit der Olympus μ tough 8010 (ein bisschen product placement muss schon sein). Oben auf dem Berg ist ein Restaurant und ein Souvenirs Laden sowie eine Aussichtsplattform. Die Wolken sind inzwischen fast weggezogen und die Sonne scheint jeden Moment hinter der letzten Wolkenwand hervorzukommen. Ihre Strahlen erreichen die Bergspitze und wir machen herrliche Aufnahmen der verschneiten Landschaft. Inzwischen werden auch die Hügel am anderen Ende des Fjords von Bergen ins Sonnenlicht gehüllt. Die Aussicht ist traumhaft und wir fotografieren uns gegenseitig mit einer englischen Familie, die ebenfalls begeistert ist.







Zurück geht es über die Feuerwache hinunter durch kleine idyllische Gässchen mit Holzhäusern. Es ist Mittagszeit und Judith knurrt der Magen, was sie immer ein bisschen unleidlich werden lässt. Nach einem kurzen Besuch der Korskirken– es wird übrigens die einzige bleiben, in der wir in Bergen waren, da die anderen schon geschlossen sind, die Öffnungszeiten sind lediglich von 11:00 bis 12:30 Uhr – finden wir ein hübsches, kleines Bistro.






Thomas isst einen Burger und die Kellnerin merkt an, dass stattliche Männer seiner Größe meistens den Burger wählen, Judith isst einen Pfannkuchen griechischer Art mit Schafkäse und Oliven. Beide Gerichte sind äußerst lecker aber auch äußerst knoblauchreich, was jedoch nur die zukünftigen Hurtigrutengäste an Bord stören dürfte.
Anschließend sehen wir uns noch den Park an, finden schließlich eine „Posten“, wo wir nach Nummernziehen (No. 664, die sind gerade bei 640!) schließlich den Brief an Erika mit den Patchworkmustern aufgeben. Unser Weg durch Bergen ist gesäumt von hübschen Häusern, ungeöffneten Kirchen und in der Sonne glitzerndem Schnee. Wir laufen wieder zum Anleger und unser Schiff, die Nordnorge ist inzwischen angekommen.




Nach vielen Fotos und inzwischen müden Füßen kehren wir zum Hotel zurück, um unser Gepäck abzuholen. Es ist inzwischen kurz nach 16 Uhr und wir bestellen uns ein Taxi zum Anleger, welches wir aufgrund des katastrophalen Verkehrsaufkommens mit 282 NOK für ca. 1,5 km Fahrt, fast käuflich erwerben.
Endlich geht es auf die Nordnorge, wir sind, wie immer, zu früh und setzen uns in die Panorama-Lounge. Dann können wir so gegen 17:30 Uhr die Kabine beziehen, die zu unserer Freude durchaus geräumig genug ist und packen endlich unsere Koffer aus. Nach 3 Tagen aus dem Koffer leben, freuen wir uns, dass die Sachen nun wieder einen etwas griffbereiteren Platz finden.
Wir besorgen uns die Cruise-Card, auf die wir unsere Ausgaben an Bord buchen können sowie zwei Thermobecher mit einer Kaffee-/Tee-Flatrate. Das erste Abendessen an Bord ist ein schönes Buffet mit einer großen Auswahl an Vorspeisen sowie als Hauptgerichte Lachs, Frikadelle und Rindergeschnetzeltes. Thomas ist in seinem Element und genießt die Auswahl und Menge an Essen.
